Die Qual der Wahl : Integrationsplattform oder Schnittstelle?
In jeder Abteilung fallen regelmäßig manuelle Routineaufgaben an. Besonders im Rechnungswesen und Controlling werden oft noch händisch Daten aus den unterschiedlichsten Quellen zusammengetragen, kopiert und abgetippt. Noch bevor die gewünschten Analysen und Berechnungen vorgenommen wurden, haben sich mitunter schon Fehler und Ungenauigkeiten bei der manuellen Datensammlung ergeben.
Zur Vermeidung von fehleranfälligen, manuellen Tätigkeiten fordern Fachabteilungen immer mehr die Automatisierung solcher Prozesse. Das stellt die zuständigen IT-Mitarbeiter vor neue Herausforderungen: Besitzen sie das notwenige Know-how und die Ressourcen, um die Systeme zu vernetzen? Wenn ja, haben sie zwei Möglichleiten: Sie realisieren eine individuelle Schnittstelle, über die Daten aus einer Quelle automatisch in die Systemlandschaft überführt werden oder sie wählen mit einer Integrationsplattform eine ganzheitliche Lösung für die Vernetzung der Systeme.
Was können Schnittstellen? Und was können sie nicht?
Um zwei Systeme miteinander zu vernetzen, können IT-Mitarbeiter individuelle Schnittstellen zum automatisierten Import der gewünschten Daten schnell und kostengünstig verwirklichen. Diese beiden Punkte sind für die Entscheider oft schon Grund genug, Schnittstellenlösungen zu bevorzugen. Doch diese vermeintlichen Vorteile entpuppen sich langfristig als Nachteile.
Denn so schnell Schnittstellen umgesetzt werden können, so starr und unflexibel sind sie auch, wenn sich eine Anforderung ändert. Die meisten Schnittstellen sind nicht standardisiert, sondern exakt auf den Import eines einzigen Datenformats aus einer definierten Quelle ausgelegt. Eine individuelle Schnittstelle ist quasi ein Deckel, der auf nur einen einzigen Topf passt. Sobald weitere Importe aus anderen Datenquellen automatisiert werden sollen, müssen neue Schnittstellen geschaffen werden. Je mehr Schnittstellen die IT-Abteilung realisiert, desto größer wird die Komplexität bzw. die Abhängigkeiten untereinander und desto höher ist der Wartungsaufwand. Oft besitzt auch nur der Mitarbeiter, der die Schnittstelle erstellt hat, das Know-how diese auch zu warten. Die Pflege und Anpassung von starren Schnittstellen ist also enorm aufwendig, neue Prozesse können nur schwer mit den Schnittstellen verbunden werden, kurz: Im Laufe der Zeit rückt der Schnittstellenvorteil der Kosten- und Zeiteffizienz in den Hintergrund.
Die Alternative: Smarte Integrationslösungen
Nur wenn Daten ungehindert fließen können und für Mitarbeiter verschiedener Abteilungen jederzeit verfügbar sind, können Prozesse automatisiert werden. Hierzu bedarf es einer Integrationsplattform mit standardisierten Integrationsbausteinen, die unterschiedliche Systeme und Anwendungen in der Art miteinander verbinden, dass sie eine nahtlose Systemlandschaft abbilden. Durch die offenen Schnittstellen einer modernen Integrationslösung können Systeme und Prozesse kinderleicht hinzugefügt werden. Damit sind ganzheitliche System- und Anwendungsintegrationen hoch flexibel und anpassungsfähig. Wurde einmal eine Integrationsplattform etabliert, ist der Wartungs- und Pflegeaufwand enorm niedrig.
Zwar ist die Anfangsinvestition und der zeitliche Aufwand zur Installation der neuen Integrationsplattform höher als bei einer einfachen Schnittstelle. Doch die Investition rentiert sich schon nach kurzer Zeit, da die üblichen Folgekosten, die normale Schnittstellen mit sich bringen, bei Integrationsplattformen wegfallen.
Integrationsplattform! Aber welche?
Eine passende Integrationsplattform kann den internen Aufwand für Datenübertragung und manuelle Routinetätigkeiten signifikant um bis zu 90 % reduzieren. Effizienzsteigerung heißt Kostensenkung und ist gleichbedeutend mit der Freimachung interner Ressourcen. Integrationsplattformen unterscheiden sich allerdings mitunter stark voneinander. Nicht jede Lösung zur System- und Anwendungsintegration kann ohne Vorkenntnisse sofort genutzt werden. Im Grunde werden drei Arten von Integrationslösungen unterschieden. Dabei gilt die Regel: Je weniger Programmierkenntnisse die Anwendung und Erweiterung der Plattformlösung voraussetzt, desto besser.
No-Code-Integrationsplattformen:
Diese Integrationsplattformen basieren auf komplett vorprogrammierten Elementen, die mittels eines grafischen Designtools auch von Mitarbeitern angewendet werden können, die keine Informatiker sind. Ein gewisses Verständnis sowohl für den fachlichen als auch den IT-Prozess ist aber sehr hilfreich.No-Code-Integrationsplattformen ermöglichen durch die bereits vorgefertigten Anschlussstellen die An- und Einbindung verschiedenster Prozesse und Datenquellen. Integrationen können auf der Plattform ganz ohne Programmierungsaufwand realisiert werden. Kenntnisse über Programmiersprachen und Coding sind daher nicht notwendig. Durch die visuellen Designelemente ist die intuitive Bedienbarkeit hoch und Wartungs- und Pflegearbeiten niedrig. Die Vernetzung von Systemen ist somit einfacher denn je.
Low-Code-Integrationsplattformen:
Ganz ähnlich der No-Code-Plattformen setzten Low-Code-Systeme ebenfalls auf vorprogrammierte Elemente. Diese werden auf einer ausdesignten Anwenderoberfläche bereitgestellt und können dort von Anwendern auch ohne Coding-Vorkenntnisse und nach nur kurzer Einführung benutzt werden, um Systeme, Prozesse und Datengrundlagen zu vernetzen. Nur für außergewöhnliche Integrations- und Automatisierungsanforderungen werden bei diesen Plattformen fachmännische Programmierkenntnisse nötig. Diese bedarfsgerechte Erweiterungsmöglichkeit ist gleichzeitig einer der Vorteile der Low-Code-Plattformen. Wo es bei No-Code-Lösungen oft kompliziert bis unmöglich ist, unvorhergesehene Erweiterungen zu implementieren, können Low-Code-Systeme auf neue Trends und Veränderungen der Systemlandschaft reagieren.
Coded Integration:
Individuell programmierte („coded“) Schnittstellen sind zwar passgenau, aber wartungsaufwendig, unflexibel und nur schwer erweiterbar. Sobald ein neuer Prozess in der Software abgebildet werden soll, bedarf es des Expertenwissens eines Programmierers, der eine neue maßgeschneiderte Schnittstelle erstellt. Je mehr individuelle Schnittstellen programmiert werden müssen, desto wartungsintensiver und unflexibler wird die Automatisierungslandschaft. Auf lange Sicht sind programmierte Schnittstellen keine zukunftssichere Lösung.