Risiken managen: So gelingen Softwareeinführungsprojekte im Rechnungswesen

Die Einführung einer neuen Rechnungswesen-Software ist ein komplexes Unterfangen, das mit zahlreichen Risiken verbunden ist. Ein effektives Risikomanagement ist daher unerlässlich, um unvorhergesehene Probleme zu minimieren und den Erfolg des Projekts sicherzustellen. In diesem Blogartikel beleuchten wir die Bedeutung des Risikomanagements und wie Sie mit gängigen Strategien und Tools Projektrisiken bei der Einführung minimieren können.

Risikomanagement bei der Software-Einführung? Ist das sinnvoll?

Ja, durchaus. Denn: Die Einführung einer Rechnungswesen-Software ist mit Risiken behaftet, die mit der richtigen Vorbereitung minimiert werden können. Mit den passenden Methoden können Sie:

  1. Komplexitäten in Sachen Altdaten und IT-Anbindungen auflösen
  2. Die Mitarbeiterakzeptanz der Umstellung im Blick behalten
  3. Projektkosten und den Zeitrahmen zur Umsetzung besser controllen und
  4. Jederzeit flexibel auf sich ändernde regulatorische Anforderungen reagieren

Fangen wir mit einer Begriffsklärung an: Risikomanagement ist der Prozess der Identifizierung, Bewertung und Priorisierung von Risiken. Daran schließt sich der koordinierte und wirtschaftliche Einsatz von Ressourcen an, um die Wahrscheinlichkeit und die Auswirkungen negativer Ereignisse zu minimieren. Auf Unternehmensebene bedeutet dies, dass alle potenziellen Risiken, die den Geschäftsbetrieb und das Erreichen der Unternehmensziele beeinträchtigen können, systematisch erfasst und gemanagt werden. Dies umfasst nicht nur finanzielle, sondern auch operative, strategische und Compliance-Risiken.

Themengebiete für Risikomanagement im Bereich Rechnungswesen

Um die Raute etwas aufzumachen: Risikomanagement ist Teil der Unternehmensführung. Um das Unternehmen beim Aufdecken von Risiken zu unterstützen, kann die kaufmännische Abteilung in folgenden Einsatzgebieten unterstützen:  
 
  1. Finanzielle Genauigkeit: Sicherstellen, dass alle finanziellen Daten korrekt und frei von Fehlern sind. Beispielsweise kann ein kleiner Fehler bei der Eingabe von Zahlen große Auswirkungen auf die Jahresabschlüsse haben.
  2. Regulatorische Konformität: Einhaltung aller relevanten gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen. Ein Versäumnis, neue steuerliche Vorschriften umzusetzen, könnte zu erheblichen Strafen führen.
  3. Datenintegrität und Sicherheit: Schutz der finanziellen Daten vor Verlust, Diebstahl oder unbefugtem Zugriff. Ein Datenleck könnte nicht nur finanzielle Schäden verursachen, sondern auch das Vertrauen der Stakeholder beeinträchtigen.
  4. Effizienz der Prozesse: Optimierung der Buchhaltungsprozesse, um Ineffizienzen zu minimieren und Ressourcen optimal zu nutzen. Manuelle Prozesse sind fehleranfällig und zeitaufwändig, während automatisierte Lösungen die Effizienz steigern können.
Doch Risikomanagement bezieht sich nicht nur auf das Rechnungswesen. Methodisch lässt es sich auch im Rahmen der Evaluation von Software einsetzen.  

Risikofaktoren bei der Einführung einer Rechnungswesen-Software

Die Einführung einer neuen Rechnungswesen-Software birgt zahlreiche Risikofaktoren, die berücksichtigt werden müssen:

Technologische Komplexität

Beispiel: Die IT des Kunden und ein externer IT-Dienstleister sind in das Projekt involviert, so dass aufgrund vieler Beteiligter der Koordinationsbedarf steigt. Darüber hinaus ist es bei der Implementierung von Schnittstellen und der neuen Webservices zu Zeitverzögerungen gekommen, weil die erstmalige Programmierung der Services mehr Zeit in Anspruch genommen hat als angenommen. Der Grund dafür: Die interne IT-Security blockiert Cloud-Produkte. Die Einführung einer neuen Rechnungswesen-Software kann dazu führen, dass neue Server oder weitere Hardware angeschafft werden muss – dieses Problem gibt es nicht bei SaaS.

Migration/Lösung: Eine frühzeitige technische Analyse der Systemlandschaft, der Stakeholder und der zeitlichen und fachlichen Ressourcen der IT hilft dabei, technologische Komplexität zu verstehen und aufzulösen.

Mitarbeiterakzeptanz

Beispiel: Ein erfahrener Buchhalter steht der neuen Software skeptisch gegenüber. Seine Ablehnung führt zu Verzögerungen und Fehlern im täglichen Betrieb.

Migration/Lösung: Planen Sie Schulungen und Change-Management-Maßnahmen ein, um die Akzeptanz zu erhöhen und den Übergang zu erleichtern. Ein frühzeitiges Kennenlernen und Ausprobieren der neuen Software kann helfen, Skepsis abzubauen und sich mit Oberfläche und Workflows vertraut zu machen.

Projektkosten und Zeitrahmen

Beispiel: Das Projekt zur Implementierung der neuen Software dauert länger als geplant. Darüber hinaus überschreiten die Kosten die Aufwandsschätzung erheblich, weil unvorhergesehene Herausforderungen aufgetreten sind und gelöst wurden.

Migration/Lösung: Sensibilisieren Sie Stakeholder im Projekt mit bad und worst case Szenarioplanung auf mögliche Risikofaktoren. Projektmanagement braucht es auf beiden Seiten des Auftrags. So werden eventuelle Abweichungen zur Schätzung und Herausforderungen frühzeitig identifiziert, so dass man gemeinsam eine Lösung erarbeiten kann. Erstellen Sie eine realistische Zeit- und Kostenplanung und überprüfen Sie diese regelmäßig, um Abweichungen frühzeitig zu erkennen.

Datenmigration

Beispiel: Bei der Migration der Daten von der alten auf die neue Software gehen einige wichtige historische Daten verloren, was zu Problemen bei der Erstellung von Berichten und Analysen führt.

Migration/Lösung: Sorgfältiges Planen und Testen der Datenmigration, einschließlich Sicherung der Daten. In einer Datenbanksicherung werden zumeist die Altdaten importiert. Dabei wird die Richtigkeit der übernommenen Altdaten getestet – mittels Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen oder Saldenlisten.

Regulatorische Anforderungen

Beispiel: Während der Implementierung ändert sich die Steuergesetzgebung, und die neue Software muss angepasst werden, was zusätzliche Kosten und Verzögerungen verursacht.

Migration/Lösung: SIm besten Fall hat das Produktmanagement des Softwareherstellers regulatorische Änderungen im Blick und sorgt für eine rechtzeitige Anpassung. Mit Hilfe einer Standardsoftware wie Diamant/4 werden Änderungen in der Steuergesetzgebung automatisch per Update eingespielt.

Mit strategischem Risikomanagement Risiken frühzeitig erkennen

Um Risiken frühzeitig zu erkennen und zu managen, bedarf es einer strategischen Herangehensweise. Im Folgenden finden Sie einige Methoden, die Ihnen dabei helfen, Risiken zu identifizieren, zu bewerten und zu priorisieren:

Risikoidentifikation
Erfassen aller potenziellen Risiken durch Brainstorming, Workshops und Expertenbefragungen. Beispielsweise können wöchentliche Meetings zur Risikoidentifikation und -bewertung durchgeführt werden. 
 
Beispielhafte Methode: Eine umfassende Methode zur Risikoidentifikation ist in der ISO 31000 Norm beschrieben, die einen systematischen Ansatz zur Identifikation und Bewertung von Risiken bietet.
Analyse der identifizierten Risiken hinsichtlich ihrer Wahrscheinlichkeit und potenziellen Auswirkungen. Hierbei können Risikomatrizen genutzt werden, um die Risiken zu visualisieren und zu priorisieren.
 
Beispielhafte Methode: Das COSO-Framework (Committee of Sponsoring Organizations of the Treadway Commission) bietet detaillierte Anleitungen zur Risikobewertung und Priorisierung. Weitere Infos unter https://www.coso.org/erm-framework 
Priorisierung der Risiken basierend auf ihrer Bewertung, um sich auf die kritischsten Risiken zu konzentrieren. Zum Beispiel könnte die Datenintegrität als höheres Risiko bewertet werden als die Mitarbeiterakzeptanz.
 
Beispielhaften Methoden: ISO 31000 Norm und COSO-Framework
Implementierung von Maßnahmen zur Reduktion der identifizierten Risiken. Dies könnte die Einführung von Sicherheitsprotokollen zur Sicherung der Daten oder die Durchführung von Schulungen für Mitarbeiter umfassen. 
 
Beispielhafte Methode: Der PMBOK Guide (Project Management Body of Knowledge) des Project Management Institute (PMI) ist eine ausgezeichnete Ressource, die Strategien zur Risikominderung beschreibt. Weitere Infos unter https://www.pmi.org/pmbok-guide-standards/foundational/pmbok 

Vorbeugen mit Risikomanagement: Risikoanalysen erstellen

Eine proaktive Risikomanagement-Strategie umfasst regelmäßige Risikoanalysen, um potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen:

SWOT-Analyse
Beispiel aus dem buchhalterischen Alltag: Ein Unternehmen führt eine SWOT-Analyse durch, um die Einführung einer neuen Rechnungswesen-Software zu bewerten:
  • Stärken: Verbesserte Effizienz und Genauigkeit in den Buchhaltungsprozessen.
  • Schwächen: Hohe Anfangskosten und Schulungsbedarf für Mitarbeiter.
  • Chancen: Möglichkeit, durch automatisierte Prozesse Kosten zu sparen und Fehler zu reduzieren.
  • Risiken: Technologische Herausforderungen und Widerstand der Mitarbeiter gegen Veränderungen.
Beispiel aus dem buchhalterischen Alltag: Ein Buchhaltungsteam erstellt verschiedene Szenarien für die Einführung der neuen Software:
  • Best-Case-Szenario: Die Software wird ohne technische Probleme implementiert, und die Mitarbeiter nehmen sie schnell an, was zu einer signifikanten Steigerung der Effizienz führt.
  • Worst-Case-Szenario: Die Implementierung verzögert sich erheblich aufgrund technischer Probleme, und die Mitarbeiter haben Schwierigkeiten, die neue Software zu nutzen, was zu Fehlern und Ineffizienzen führt.
  • Mittel-Szenario: Einige technische Probleme treten auf, werden aber schnell behoben. Die meisten Mitarbeiter passen sich nach einer Schulungsphase gut an die neue Software an.
Beispiel aus dem buchhalterischen Alltag: Das Buchhaltungsteam bewertet die Kosten für die Einführung zusätzlicher Sicherheitsprotokolle zur Sicherung der Finanzdaten:
  • Kosten: Implementierung einer neuen Sicherheitssoftware und Schulung der Mitarbeiter.
  • Nutzen: Vermeidung von Datenverlusten und Datenschutzverletzungen, die erhebliche finanzielle und reputative Schäden verursachen könnten.
  • Ergebnis: Die Analyse zeigt, dass die Kosten für die Sicherheitsmaßnahmen geringer sind als die potenziellen Schäden bei einem Datenverlust, sodass die Investition gerechtfertigt ist.
Beispiel aus dem Projektmanagement-Alltag: Diamant Software und der Kunde realisieren eine Projektorganisation, in der beide Projektleitungen im regelmäßigen Austausch sind. In den regelmäßigen Austauschen der Projektleitungen wird der Fortschritt der Software-Implementierung überwacht:
  • Prozess: Regelmäßige Überprüfungen der Projektmeilensteine, Feedback-Sitzungen mit den Benutzern der neuen Software und Anpassungen der Risikomanagement-Strategien basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen. Die Projekt-Risiken werden stetig überprüft.
  • Ergebnis: Frühzeitige Erkennung von Problemen wie unzureichende Schulungen oder unerwartete technische Schwierigkeiten und rechtzeitige Implementierung von Gegenmaßnahmen, um den Projektfortschritt auf Kurs zu halten.

Fazit

Ein effektives Risikomanagement ist entscheidend für Einführungsprojekte. Durch eine systematische Identifikation, Bewertung und Priorisierung von Risiken sowie die Implementierung geeigneter Risikominderungsstrategien können Unternehmen unvorhersehbare Probleme minimieren und den Projekterfolg sicherstellen. Regelmäßige Risikoanalysen und ein kontinuierliches Monitoring tragen dazu bei, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und proaktiv zu managen. So bleibt Ihr Unternehmen auch in Zeiten des Wandels und der Digitalisierung stets gut gerüstet.

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Claß Feilcke
Als Leitung Consulting Geschäftsbereich Gesundheits- und Sozialwesen verwandelt Claß Feilcke komplexe Kundenprojekte in effektive und praktikable Lösungen. In unserem Blog gibt er hilfreiche Tipps und unterstützt als Kenner des Mittelstandes bei Herausforderungen des Alltags im Rechnungswesen und Controlling.

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